Liebe Freunde des Hauses Mühlental

am 17. Juni hatten wir unsere diesjährige Mitgliederversammlung vom Trägerverein unserer beiden Einrichtungen, den Ev. Rentner- und Altenwohnheim Schenefeld e.V. Unter anderem hat der Vorstand in der Sitzung Rechenschaft über das abgelaufene Geschäftsjahr abgelegt und den Wirtschaftsplan für das Jahr 2019 zur Genehmigung vorgelegt.

 

Im Haus Mühlental haben wir es 2018 mit einer nochmals verbesserten Auslastung auf 99,3 % (Vorjahr 98,5 %) erneut nicht geschafft ein zumindest ausgeglichenes Ergebnis zu erwirtschaften. Das Jahr schließt mit einem Verlust von 8 T€ ab. Da auch die Vermietungen unserer 32 Wohnungen ein negatives Ergebnis von 3 T€ ausweist, weisen wir für das Geschäftsjahr insgesamt einen Verlust von 11 T€ aus. Das für sich ist zurzeit noch nicht besorgniserregend, aber dennoch für alle Beteiligten nicht zufriedenstellend.

 

 

 

Leider sieht es im laufenden Jahr nicht besser aus. Der vorgelegte Wirtschaftsplan für 2019 schließt mit einer mittleren fünfstelligen Unterdeckung ab. Die bisherigen tatsächlichen Ergebnisse im laufenden Jahr bestätigen diese Einschätzung von Vorstand und Einrichtungsleitung. Auch wenn wir als gemeinnütziger Verein nicht auf maximale Gewinne angewiesen sind, können wir natürlich derartige Verluste nicht dauerhaft verkraften.

 

 

 

Die negativen Ergebnisse basieren nicht auf einer unzureichenden Kostenkontrolle oder einem zu hohen Personalbestand. Bei den Kosten haben wir nach unserer Einschätzung alle Einsparpotentiale im Wesentlichen erhoben. Auch ist unser Personalbestand eher niedriger als im Vergleich zu anderen Einrichtungen.

 

 

 

Aber woran liegt dann diese Entwicklung? Das Haus Mühlental ist weiterhin insgesamt sehr gut aufgestellt. Deutlich wird das vor allem an den nachhaltig hohen Auslastungen und Nachfragen nach freien Zimmern in unserem Haus. Gute Pflege von leistungsbereiten und gut bezahlten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zahlt sich letztlich aus und ist der Schlüssel zum Erfolg im Markt. Und da liegt bei unserem Haus der Grund für die unzureichenden wirtschaftlichen Ergebnisse. Nahezu seit Eröffnung des Alten- und Pflegeheimes vor nunmehr über 50 Jahren zahlen wir unserem Personal Tariflöhne. Das wollen wir auch, weil wir wissen und damit auch anerkennen wollen, wie anspruchsvoll die meist nicht leichte Arbeit in der Pflege ist. Die Thematik, Tariflöhne zu zahlen, die verstärkt in den letzten zwei Jahren immer intensiver geführt und als ein wesentlicher Grund für die Personalprobleme in der Pflege gesehen wird, haben seinerzeit schon unsere Gründer erkannt und alle Verantwortlichen haben bis heute an der tariflichen Zahlung festgehalten.

 

 

 

Tariflöhne haben aber auch ihren Preis, denn sie treiben die Personalkosten, die mit ca. 75 % der größte Kostenblock in einer Bilanz eines Alten- und Pflegeheimes sind, in die Höhe. So ist das auch bei uns, obwohl in unseren Heimentgelten bisher noch nicht die vollen Personalkosten enthalten sind. Daraus würden sich für die Bewohner monatliche Mehrkosten bei den Entgelten von ca. 300,00 € ergeben. Das haben wir vor allem im Interesse unserer Bewohnerinnen und Bewohner bewusst nicht gewollt, auch weil wir als gemeinnütziger Trägerverein nicht auf einen maximalen Gewinn angewiesen sind. Wenn diese Einrichtung von einem Privaten betrieben würde, würde zusätzlich noch ein sechsstelliger Gewinn in die Kostenkalkulation eingestellt werden, der dann zusätzlich die Heimentgelte erhöhen würde.

 

 

 

Vor diesem Hintergrund, sowie der erwarteten Verluste für das laufende Jahr, sehen wir uns leider nicht in der Lage, die Heimentgelte unverändert zu lassen. Wir haben mittlerweile die Kostenträger zu Preisverhandlungen aufgefordert mit dem Ziel, die Heimentgelte zum 01.09.2019 anzupassen. Eine Abstimmung mit dem Bewohnerbeirat, sowie eine fristgerechte Information der Betroffenen haben wir vorab vorgenommen. Sie können versichert sein, dass wir uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht haben und wir eine Erhöhung maßvoll, aber im erforderlichen Umfang anstreben. Ziel ist es, auch weiterhin eine umfassende Pflege und Betreuung für unsere Bewohnerinnen und Bewohner zu gewährleisten und zufriedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu haben.

 

 

 

Abschließend noch ein paar Anmerkungen zu den letzten Forderungen und Plänen von Gesundheitsminister Jens Spahn. In der Norddeutschen Rundschau war im Juli 2019 zu lesen, dass er einen Mindestlohn von Pflegefachkräften von mindestens 14,50 € fordert, wobei er mit keinem Wort erwähnt, wer die Mehrkosten dafür tragen soll. Diese Forderung klingt für mich und für unsere Einrichtung wie Hohn. Unsere examinierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten schon jetzt je nach Dauer der Betriebszugehörigkeit Stundenlöhne von 16,69 € bis 19,97 € zuzüglich Vermögensbildung und Zusatzversorgung, also deutlich mehr als die plakative Forderung des Bundesgesundheitsministers.

 

 

 

Aus meiner Sicht ist es endlich an der Zeit, aufrichtig und ehrlich über die Situation in der Pflege zu diskutieren und daraus dann auch nachhaltige Handlungen zur Verbesserung nicht nur fordern, sondern endlich auch mal zügig umzusetzen. Dazu gehört auch ein Bekenntnis, wie die Kosten zwischen Pflegekassen, Staat und Betroffenen gerecht aufgeteilt werden. Es kann nicht sein, dass nur alle paar Jahre die Pflegegelder ein bisschen erhöht werden und damit die tatsächlichen Kostensteigerungen nicht berücksichtigt werden. Viele Bewohnerinnen und Bewohner sind schon jetzt an der eigenen Belastungsgrenze angelangt. Das muss schleunigst geändert werden!

 

 

 

Ich würde mich freuen, wenn meine Ausführungen zur Versachlichung der Erhöhung der Pflegeentgelte beitragen. Unsere Einrichtungsleiterin Anja Wedtgrube und ich stehen jedem für Rückfragen und weitere Erläuterungen gern zur Verfügung.

 

 

 

Ich grüße Sie ganz herzlich.

 

 

 

Eggert Eicke

 

1. Vors. Ev. Rentner- und Altenwohnheim Schenefeld e. V.